Klartext: Werden Kassenpatienten tatsächlich anders behandelt als Privatpatienten?

Deutschland ist das einzige Land in Europa, das noch ein duales Krankenversicherungssystem hat. Der Unmut in der Bevölkerung darüber ist groß, sodass vielfach die Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin gefordert wird.

Das Problem der gesetzlichen Krankenkassen ist unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene Minimalversorgung. So heißt es im Sozialgesetzbuch (§ 12 SGB V), dass Leistungen „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein müssen. Privatpatienten erhalten zwar grundsätzlich dieselbe medizinische Behandlung, jedoch werden ihnen zusätzliche, nicht unbedingt notwendige Untersuchungen und Therapien angeboten.

Außerdem scheinen sie vor allem mehr Aufmerksamkeit, Zuwendung und eine bessere zwischenmenschliche Behandlung zu erhalten. Aber stimmen diese verallgemeinernden Aussagen? Ihr Zahnarzt in Leonberg klärt auf.

Privatpatienten beim Zahnarzt
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Bekommen Privatpatienten schneller einen Termin?

Je nach Umfrage, die herangezogen wird, gehen die Aussagen über unterschiedliche Wartezeiten auseinander. Tatsache ist jedoch, dass Privatpatienten schneller einen Termin bekommen, nämlich innerhalb von durchschnittlich sieben Tagen. Dahingegen erhält ein gesetzlich Versicherter erst nach durchschnittlich 16 Tagen einen Termin. Einer Umfrage der Grünen in Nordrhein-Westfalen zufolge sollen Privatpatienten sogar bis zu 27 Tage vor gesetzlich Versicherten an die Reihe kommen.

Das Problem dahinter sind die Fallpauschalen: Egal wie häufig ein gesetzlich Versicherter aufgrund derselben Beschwerden eine Praxis im Quartal (drei Monate) aufsucht – der behandelnde Arzt bekommt nur einmal Geld. Bei Privatpatienten kann der Arzt dagegen jeden Besuch in Rechnung stellen. In unserer Zahnarztpraxis richtet sich die Terminvergabe nach Dringlichkeit und nicht nach der Art der Versicherung. Schließlich lässt sich bei einem frühzeitigen Termin ein Zahn vielleicht noch retten!

Verdienen Ärzte mehr an Privatpatienten?

Bei Privatpatienten lässt sich vieles extra abrechnen und dieselben Leistungen bringen mehr Geld ein, sodass der wirtschaftliche Erfolg einer Praxis durchaus vom Anteil an Privatpatienten abhängig ist. Das kann zur Folge haben, dass manche Praxen Privatpatienten unnötig viel häufiger einbestellen und zusätzliche Untersuchungen sowie Behandlungen anbieten, die eventuell nur einen geringen Einfluss auf die Prognose haben.

Uns liegt das Wohl unserer Patienten am Herzen – unabhängig von der Kassenleistung. Sie erhalten in unserer Praxis die Untersuchungen und Behandlungen, die für die Gesundheit Ihrer Zähne wichtig sind.

Ist eine private Krankenversicherung besser?

Wer sich privat versichern möchte, sollte Vor- und Nachteile gut abwägen. Während der Beitrag für die gesetzlichen Krankenversicherungen nach Einkommen und finanzieller Leistungsfähigkeit berechnet wird, hängen die Prämien bei privaten Krankenversicherungen vom Alter und Gesundheitszustand ab.

Je älter Sie werden, desto höher ist Ihre Prämie. Die Kosten können durchaus ein Drittel der Rente betragen! Außerdem sollten Sie sich gut damit auskennen, welche Leistungen bei Ihnen abgesichert werden sollten – denn kein Vertrag deckt alle möglichen Leistungen ab. Grundsätzlich sind die Durchführung der Behandlung, das verwendete Material und die eingesetzten Instrumente bei beiden Versicherungsarten identisch.

Vorteile einer privaten Krankenversicherung:

  • schnellere Termine bei vielen Fachärzten
  • größeres Behandlungsangebot
  • hoher Grad an Selbstbestimmung

Nachteile einer privaten Krankenversicherung:

  • Risiko hoher Kosten, insbesondere im Rentenalter
  • Gefahr einer Übertherapie aus wirtschaftlichen Gründen
  • hoher Grad an Eigenverantwortung